Nach mehreren Wochen Vorfreude kann es heute losgehen. Endlich kann ich zum Tauchen an der Isla Coiba!\u00a0Wir befinden uns in\u00a0Santa Catalina, ein verschlafenes D\u00f6rfchen mit gerade mal 300 Einwohnern. Au\u00dferdem ist Santa Catalina das Tor zum ber\u00fcchtigten\u00a0Coiba Nationalpark<\/strong>, der aus der namensgebenden Isla Coiba<\/b> und 38 weiteren Inselchen besteht. Der Nationalpark ist auch als das „Galapagos Mittelamerikas“ bekannt und einen Tag zuvor waren wir bereits schnorcheln. Hier geht es zum Erfahrungsbericht:\u00a0Hallo Pazifik! Schnorcheln auf der Isla Coiba<\/a>.<\/p>\n
Das bedeutet erstmal eine Bootsfahrt von ca. 1:15 Stunden und 50km, um an die Divespots im Nationalpark Coiba zu gelangen. Da ich zudem auch wei\u00df, dass die \u00f6rtlichen Gew\u00e4sser des Pazifiks einige Str\u00f6mungen bieten, habe ich mich mit insgesamt vier Tauchg\u00e4ngen in Bocas del Toro<\/a> wieder an das Tauchen gew\u00f6hnt. In meiner vorangegangenen Recherche habe ich mich f\u00fcr den Tauchshop Panama Dive Center<\/a> entschieden. Wie sich herausstellt, eine sehr gute Entscheidung.
\nBeginnen wir vorab mit den harten Fakten:<\/p>\n
Auf den ersten Blick h\u00f6ren sich die 180 USD teuer an. Allerdings ist man mindestens 3 Stunden, aufgrund der weiten Entfernungen, mit dem Boot unterwegs und der ganze Trip beginnt um 08:00 Uhr morgens und endet ca. 16:00 Uhr nachmittags. Davon abgesehen: Wer nicht bereit ist, etwas f\u00fcr das Tauchen an der Isla Coiba zu investieren, hat dieses Paradies eh nicht verdient. Genug der Fakten, auf geht\u2019s zum Erfahrungsbericht!<\/p>\n
Treffpunkt ist um 07:20 Uhr zum Anprobieren der Tauchausr\u00fcstung und zum Briefing vor den (hoffentlich) drei Tauchg\u00e4ngen. Wer mich kennt, wei\u00df, dass ich fr\u00fches Aufstehen verabscheue, aber man nimmt doch einiges in Kauf, um nicht allt\u00e4gliche Dinge zu erleben. Wie Lisa bereits berichtete, haben wir schon am Vortag einige tolle Sachen beim Schnorcheln gesehen. Im Diveshop angekommen lerne ich meine heutigen Begleiter kennen: Divemasterin Sabina aus Deutschland, meinen Buddy Augustine aus den USA und Saskia, ebenfalls eine Deutsche, die ihren Divemaster macht. Anzug, Flossen und Maske sitzen. Beim Briefing gibt es klare Ansagen von Sabina zum Ablauf der einzelnen Checks und der Tauchg\u00e4nge. Nach meiner merkw\u00fcrden Erfahrung beim Tauchen in Bocas del Toro h\u00f6re ich noch mal besonders gut zu. Im ersten Moment wirkt das Briefing nach viel Information, aber nach kurzem Nachdenken und Forschen in meinem Hirn wird mir klar: \u201eDas kommt dir eigentlich alles bekannt vor und macht auch Sinn.\u201c Vor allem, da Augustine und ich ziemliche Anf\u00e4nger sind.
\nNach dem Briefing machen wir uns auf zum Boot, das am Strand von Santa Catalina auf uns wartet. Beim gestrigen Schnorcheln hatten wir blauen Himmel und recht ruhige See. Davon kann man heute nur tr\u00e4umen. Die n\u00e4chsten 1,5 Stunden werden recht ruppig und bei dieser rauen See hei\u00dft es mal wieder: \u201eIch als erster vom Boot, sonst haben wir alle gleich keinen Spa\u00df mehr!\u201c Wenigstens gibt es keine Str\u00f6mung und wir k\u00f6nnen in relativer Ruhe testen, ob wir genug Gewicht haben und sonst auch alles funktioniert oder ganz aufgedreht ist\u2026<\/p>\n
Unsere Divemasterin gibt das Zeichen zum Abtauchen und schnell haben wir den Grund auf 12 Metern erreicht. Ich atme tief ein und habe dennoch das Gef\u00fchl, dass das Atmen mir etwas schwer f\u00e4llt. Direkt kommt die Erinnerung an meinen Fastunfall in Bocas hoch, war es ja eines der ersten Anzeichen. Sofort gebe ich Sabina ein Zeichen und sie schaut sicherheitshalbe noch einmal nach. Der Tank ist auf, ich bin beruhigt und weiter geht\u2019s. Die Sicht ist gut und die ersten Schw\u00e4rme kreuzen unseren Weg. Uns bietet sich ein wundersch\u00f6ner Anblick und nach wenigen Augenblicken sehen wir schon die ersten Schildkr\u00f6ten, die sich an einer „Putzstation“ von kleinen Fischen s\u00e4ubern lassen. Wenig sp\u00e4ter wird mir eine von ihnen recht nahe kommen und mich in Augenschein nehmen.
\nIm weiteren Verlauf sehe ich auch meinen ersten Oktupus und endlich kommt auch das Zeichen, auf das ich gewartet habe: Haie! Wir ersp\u00e4hen die ersten Wei\u00dfspitzenriffhaie, die geschmeidig durch das Wasser gleiten. Immer mit einem Auge auf uns, dass wir ja keinen Unfug machen.<\/p>\n
Haie geh\u00f6ren zum Tauchen an der Isla Coiba einfach dazu. Die Gr\u00f6\u00dfe der Schw\u00e4rme und die Anzahl der verschiedenen Spezies beeindruckt mich sehr. Leider taucht ein gro\u00dfer, viereckiger Schatten vor uns auf, was sich als ein verlorenes oder zur\u00fcckgelassenes Netz mit Treibgut entpuppt. In diesem Netz von Gr\u00f6\u00dfe eines K\u00fchlschranks haben sich tragischerweise zwei Wei\u00dfspitzenriffhaie verfangen und sind verendet. Einer der beiden wird bereits zur Mahlzeit einer gro\u00dfen Mur\u00e4ne. Ein trauriges Bild. Zum Gl\u00fcck sehen wir noch eine recht lebendige Gruppe von Wei\u00dfspitzenriffhaien umherstreifen. So geht der erste Tauchgang auch schon viel zu schnell zu Ende. Auf dem Weg zu unserer Pauseninsel versuche ich die vielen Eindr\u00fccke zu verarbeiten und mir immer wieder die Bilder vor das geiste Auge zu holen. Au\u00dferdem stelle ich anschlie\u00dfend ein paar Fragen zu den Dive Spots sowie der Unterwasserwelt und hole mir weitere Tipps ab, um mein Tauchen weiter zu verbessern.<\/p>\n
Im zweiten Tauchgang geht es ans Eingemachte. Von Divemasterin Sabina gibt es eine erneute Einweisung f\u00fcr diesen Tauchspot, der f\u00fcr seine starke Str\u00f6mung bekannt ist. Sobald wir im Wasser sind, sollen wir uns direkt am Boot festhalten und uns zur Boje hangeln. Dort angekommen nutzen wir das Seil der Boje, um uns an ihm nach unten an den Grund zu ziehen. Soweit so gut. Ich darf wieder als Erster ins Wasser und bin trotz des Briefings \u00fcberrascht, wie stark die Str\u00f6mung mich packt. Einer unserer einheimischen Bootsfahrer schnappt sich geistesgegenw\u00e4rtig meine Hand. Da h\u00e4tte ich doch fast die entscheidende Phase verpennt, Gl\u00fcck gehabt. An der Boje angekommen, darf ich zusammen mit Saskia nach unten. Das Seil fest in der Hand und kr\u00e4ftig ziehend bahne ich mir den Weg hinunter an den Meeresboden. Unter mir sehe ich den ersten Hai davon schwimmen. Iglesia will mir offensichtlich zeigen, was sie so drauf hat. Am Grund h\u00e4nge ich dann an der Leine wie eine Flagge im Wind und warte auf meine Tauchpartner. Spannend an dieser Situation ist, dass viele Fische gegen die Str\u00f6mung schwimmen, ohne allerdings vom Fleck zu kommen. Das gibt mir die Gelegenheit die einzelnen Exemplare in unmittelbarer N\u00e4he genauer zu beobachten, weil sie nicht vor mir fl\u00fcchten (k\u00f6nnen). Als wir alle beisammen sind, k\u00e4mpfen wir uns mit schweren Flossenschl\u00e4gen gegen die Str\u00f6mung voran. Das Meer spielt mit uns und ich konzentriere mich auf die richtige Position und Haltung. Nebenbei orientieren wir uns am Riff und den Felsen. Die Isla Coiba hat relativ wenig Korallen an den Felsen, daher kann man sich gut festhalten.<\/p>\n
Wir sehen Schw\u00e4rme von Jackfischen und andere bekannte Fischarten. Gerne w\u00fcrde ich in jede einzelne Spalte und Ecke der Felsen hineinschauen. Doch ein Blick auf meine Sauerstoffanzeige sagt mir: Wir brauchen recht viel Luft und auch das wird wieder ein kurzer Tauchgang. Nun lassen uns von der Str\u00f6mung tragen und m\u00fcssen darauf achten, nicht an Felsen zu prallen. Pl\u00f6tzlich schiebt mich doch die Str\u00f6mung \u00fcber mehrere lange Antennen, die unter einem Stein hervorstehen und ich haue die Bremse rein. Siehe da, eine gro\u00dfe und gutgen\u00e4hrte Languste. Die bisher gr\u00f6\u00dfte, die ich gesehen habe. Ich gebe den anderen ein Zeichen und da Augustine noch keine Languste gesehen hat, drehen wir nochmals kurz um. Wie bereits erw\u00e4hnt, k\u00f6nnte ich hier Stunden verbringen, um mir alles ganz genau anzuschauen. Kurz vor Ende des Tauchgangs bekomme ich immer mehr Auftrieb und bin etwas \u00fcberrascht, da ich nicht an meinem BCD rumgespielt habe. Daher lasse ich nun aus diesem die komplette Luft entweichen, die f\u00fcr den Auftrieb verantwortlich sein k\u00f6nnte. Nichts \u00e4ndert sich und meine R\u00fcckkehr an den Grund scheint aussichtslos. Mittlerweile schwebe ich gut einem Meter \u00fcber den K\u00f6pfen meiner drei Begleitern. Ratlos und etwas m\u00fcrrisch, d\u00fcmple ich also vor mich hin. Bis Divemasterin Sabina mich erl\u00f6st und noch einmal leidenschaftlich an meinem BCD zerrt, sodass auch die letzte Luftblase drau\u00dfen ist. Ein Extra-Gewicht bekomme ich ebenfalls ans BCD geheftet und schon sinke ich herab. Auf Augenh\u00f6he mit den Buddys f\u00fchlt man sich doch einfach wohler.<\/p>\n
Zur Mittagspause fahren wir mit unserem Boot zur Rangerstation auf der Isla Coiba. Die netten Herren haben auch schon den Radio angestellt und lauschen dem Gruppenspiel Deutschland \u2013 Schweden. Zwei Tage zuvor habe ich mich heroisch gegen dieses Spiel und f\u00fcr das Tauchen an der Isla Coiba entschieden. Deutschland spielt jedes Jahr und an der Isla Coiba taucht man vielleicht nur einmal im Leben. Tats\u00e4chlich gehen die Schweden auch 1:0 in F\u00fchrung, verdammte Axt! Kopfsch\u00fcttelnd verspeise ich mein Mittagessen und ernte Mitleid und Aufmunterung von den netten Rangern sowie von der Tauchcrew. Dem Vorrundenaus gewiss werfen wir uns ein letztes Mal in die Fluten.<\/p>\n
Wieder beginnt die \u00fcbliche Vorbereitung jedes einzelnen und das Briefing f\u00fcr alle. Wieder geht es nach dem Wasser sofort ans Boot und dann an die Leine des Ankers, um sich gegen die Str\u00f6mung hinunterzuziehen. Saskia und ich gehen voraus und sollen auf 2 Meter Tiefe warten. Gesagt getan und wenig sp\u00e4ter kommen Augustine und Saskia nach. Die Str\u00f6mung ist dieses mal nicht ganz so stark aber dennoch nicht zu verachten. Wir bekommen das Signal uns an den Felsen festzuhalten und diese auch zur Fortbewegung zu nutzen. Wie Fr\u00f6sche h\u00fcpfen wir Meter f\u00fcr Meter und bekommen zum Abschied noch einmal alles pr\u00e4sentiert: Mur\u00e4nen, Oktopusse, Haie, Schildkr\u00f6ten, Langusten und ein seltener gelber Froschfisch. Froschfische sind nicht die besten Schwimmer (und das als Fisch!) und Anglerfische. D.h. an ihrem Kopf ist eine Art Angel befestigt, die sie zum Jagen ein- und ausziehen k\u00f6nnen. Merkw\u00fcrdiger Zeitgenosse\u2026 Wenig sp\u00e4ter bekomme wieder Auftrieb und bekomme mein Zusatzgewicht angeklippst. Kurz vor dem Auftauchen patrouilliert eine Gruppe Wei\u00dfspitzenriffhaie an uns vorbei. Der dritte Tauchgang ist gleichzeitig der l\u00e4ngste, dennoch geht die Zeit wieder viel zu schnell vorbei.<\/p>\n
Der R\u00fcckweg ist weniger ruppig und ein paar Delfine springen vor unserem Boot aus dem Wasser. W\u00e4hrend der R\u00fcckfahrt ordne ich meine Gedanken und denke \u00fcber unsere Unterhaltungen nach.
\nIch glaube, so wie heute sahen die Meere an vielen Orten fr\u00fcher einmal aus. Ohne \u00dcberfischung, Massentourismus inklusive Fische f\u00fcttern und Schwimmwesten beim Schnorcheln\u2026 Auch wir sind Teil des Massentourismus, das wissen wir. Dennoch versuche ich vor allem im Wasser alles so zur\u00fcckzulassen, wie ich es vorgefunden habe.<\/p>\n
Beim Tauchen an der Isla Coiba ist alles ein bisschen gr\u00f6\u00dfer und in gr\u00f6\u00dferer Zahl als sonst wo. Hoffentlich bleibt diese Oase noch l\u00e4nger bestehen. Dieser Nationalpark braucht keine Resorts und keine Flugh\u00e4fen, er braucht auch keine Touristen, die von Umwelt- und Artenschutz keine Ahnung haben. Jeder, dem eine 7,5 Stunden Busfahrt von David bzw. Panama City zu viel ist und jeder, der sich \u00fcber die 1,5 Stunden Fahrt mit dem Boot aufregt, hat dieses Paradies nicht verdient.<\/p>\n
Mach\u2019s gut Coiba, du hast mir einige Tr\u00e4ume erf\u00fcllt, vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder. Hoffentlich in alter Frische.<\/p>\n