Der magische Lago Atitlan und seine Dörfer

Von Antigua reisen wir zum zweiten Hotspot Guatemalas: dem Lago Atitlan. Der See auf etwa 1600 m entstand vor langer Zeit durch die Explosion eines Vulkans, bei der sich ein Krater auftat, der schließlich mit Wasser volllief. Rund um den 130km² großen See findet man heute am Ufer viele zauberhafte Dörfer mit touristischer Infrastruktur.

Erster Anlaufpunkt für die meisten Urlauber ist die Stadt Panajachel am Nordostufer des Sees. Ab Antigua kann man entweder mit lokalen Busse dorthin gelangen (mit drei Umstiegen) oder man bucht wie wir einen direkten Shuttle (90 GQT p.P.) und ist nach knapp drei Stunden am Ziel. Ab Sololá schlängeln sich die letzten paar Kilometer Serpentinen hinunter zum Lago Atitlan. Wenn man dabei das erste Mal einen Blick auf das Panorama des Sees und der drei umliegenden Vulkane erhascht, ist das schon ein bisschen magisch. Danke für den Tipp, der besseren Aussicht wegen auf der rechten Seite des Busses zu sitzen!Blick auf Lago Atitlan

Ankommen in Panajachel und erster Eindruck

Unser Shuttle bringt uns bis zur Calle de Embarcadero, an deren Ende sich einer der beiden Häfen befindet. Einige Touristen fahren von hier aus mit der Fähre oder einem kleinen Motorboot direkt weiter in andere Dörfer am Lago Atitlan. Denn eine durchgehende Straße, die den See komplett umrundet, gibt es nicht.Hafen Lago Atitlan
Wir bleiben jedoch erst einmal in Pana, wie die Stadt kurz genannt wird, um uns über die verschiedenen Dörfer und möglichen Aktivitäten am See zu informieren. Über die belebte Hauptstraße Calle Santander bahnen wir uns den Weg zu unserer Unterkunft, die versteckt in einer Seitengasse liegt: das PanaHouse (nagelneue Einrichtung, top ausgestattete Gemeinschaftsküche!). Ein erster Rundgang führt uns zum Ufer des Sees und schließlich entlang der Calle Santander, auf der sich viele Restaurants und hübsche Cafés sowie unzählige, farbenfrohe Souvenirstände aneinanderreihen. Alles in allem ist es hier ganz nett, doch der Zauber des Sees liegt in den anderen, kleineren Dörfern.


Santa Cruz la Laguna – steilstes Dorf mit einziger Tauchschule

Von Pana fahren wir mit einem der vielen Motorboote ins nächste Dorf: Santa Cruz la Laguna. Für die etwa 10-minütige Fahrt zahlt man 10 GTQ p.P., von unwissenden Touristen wird aber gerne mehr verlangt – am besten hält man den Betrag passend parat und drückt ihn dem Bootsmann beim Aussteigen ungefragt in die Hand. Die wenigen Unterkünfte in Santa Cruz liegen direkt am Seeufer, das eigentliche Dorf erstreckt sich sehr steil über den angrenzenden Hügel dahinter. Das Hostel unserer Wahl ist das bekannte und bei Travellern beliebte La Iguana Perdida. Es beherbergt zudem die einzige Tauchschule am See: ATI Divers.

Das Hostel bietet neben dem Tauchen noch weitere Aktivitäten oder hilft zumindest bei deren Organisation. So gibt es morgens Yoga mit Blick auf den See, Stand up Paddleboarding, Kayak fahren, Spanischkurse oder einen traditionellen Webkurs bei einer Mayafrau. Während Markus die Unterwasserwelt des Sees erkundet, möchte ich mich am Weben versuchen. Mithilfe der Hostelmitarbeiter vereinbare ich ein Treffen mit der Dame im Ortskern von Santa Cruz. Der Weg dorthin ist ein 20-minütiger Aufstieg, bei dem man immerhin den Blick auf den See genießen kann.Blick auf den Lago Atitlan beim Aufstieg
Oben angekommen lasse ich mich am Hauptplatz vor der weißgetünchten Kirche nieder und beobachte ausgelassene Schulkinder bei ihrer ganz eigenen Version des Basketballs.

Wenig später treffe ich Tomása, die mich in ihre Lehmhütte in einer engen Seitengasse führt. Gemeinsam wollen wir einen Gürtel für mich weben. Nachdem ich mir fünf Farben ausgesucht habe, geht es auch schon los. Zunächst werden die Fäden in einer bestimmten Technik auf ein Holzbrett gespannt. Tomása macht es vor und dann darf ich ran. Wenn man die Wickeltechnik einmal verstanden hat, ist es gar nicht mehr so schwer!

Anschließend werden die Fäden vom Brett heruntergenommen und an einem Pfosten aufgespannt. Die andere Seite bindet sich Tomása mithilfe eines Gürtels um die Hüfte und nimmt auf einem Hocker Platz. Es folgen viele schnelle, mir unbegreifliche Handgriffe – schließlich macht Tomása das bereits seit 15 Jahren, nachdem sie es von ihrer Großmutter gelernt hat.

Nach einer Weile bin ich an der Reihe und darf mich selbst an meinem Gürtel versuchen. Natürlich bin ich weder annähernd so schnell, noch so akkurat wie meine Lehrerin. Immerhin erkennt man allmählich, was aus den Stofffäden werden soll.Gürtel weben Lago Atitlan

Der Zeit wegen übernimmt Tomása wieder und webt den Großteil meines Gürtels zu Ende. Ich alleine hätte wohl Tage für das Accessoire gebraucht – sie schafft es in knapp zwei Stunden. Eine sehr interessante Erfahrung. Definitiv lernt man die Arbeit der Frauen mehr zu schätzen und ist nun vielleicht bereit, auf den Märkten etwas mehr Geld in die hübschen Textilien zu investieren…


San Marcos la Laguna – Hippies, Yoga und Meditation

Von Santa Cruz steuern wir das nächste Dorf per Boot an: San Marcos la Laguna. Es gilt als spirituelles Zentrum mit besonderer, energetischer Wirkung – hier haben sich Hippies, Schamanen, Esoteriker und noch mehr interessante Gestalten niedergelassen. Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den Steg und schmunzeln über den schmalen Pfad, der von bunter Street Art geziert ist und die touristische „Hauptstraße“ von San Marcos bildet. Unsere Unterkunft, das Circles Café & Hostel, befindet sich am Ende dieser kleinen Straße.

Auch wir wollen die Zeit etwas zur Entspannung nutzen und besuchen am Nachmittag die Meditation im Las Piramides, dem bekanntesten Meditationszentrum von San Marcos, in dem man auch vierwöchige Selbstfindungskurse machen kann, die jeweils zum Vollmond beginnen. Nach einer spirituellen Reise in unser vorhergehendes Leben sind wir zurück im Hostel. Dort treffen wir zufällig eine Altbekannte wieder, mit der wir in Panama City beim letzten WM-Spiel Deutschlands gelitten haben. Mit ihr verbringen wir die kommenden Tage rund um den Lago Atitlan. Am nächsten Tag nehmen wir zusammen den steilen Aufstieg zum The Yoga Forest auf uns. Dafür wird man mit wohltuendem Yoga auf einem Holzplateau mitten im Wald belohnt, von dem man einen spektakulären Blick auf den Lago Atitlan hat.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist sicherlich die Chocolate Ceremony mit Keith, dem selbsternannten, langbärtigen Schokoladen-Schamanen. Man sitzt in einer Gruppe zusammen auf dem Boden, trinkt zunächst einen Becher heißen, starken Kakao, dann wird etwas meditiert und viel erzählt. Fünf Stunden lang. Über Gott und die Welt, Energien, Prophezeiungen, Ängste, Verschwörungstheorien, die Illuminati. Währenddessen sitzt seine weißhaarige Frau Barbara stillschweigend neben ihm, funktioniert aber als Medium für ihn. Ebenso wie die Katze, die sich auf seinem Schoß räkelt oder zwischen den Besuchern hin- und herstreift und der er eine heilende Wirkung zuspricht. Puh, was sollen wir sagen? Es war definitiv interessant…


San Pedro la Laguna – Nightlife und die Indian Nose

Das letzte Dorf, das wir am Lago Atitlan ansteuern, ist San Pedro. Den Teil am Ufer haben die Backpacker und das junge Partyvolk für sich eingenommen, während weiter oben die indigene Bevölkerung lebt. Unsere Unterkunft, das Mr. Mullets Hostel, liegt sehr zentral und ist umgeben von diversen Restaurants und Bars. Ruhiger Schlaf ist dementsprechend eher mau. Dafür locken die Locations mit vielen Happy Hour-Angeboten und Veranstaltungen wie Live Musik, Quiz Nights etc.

Tagsüber kann man schwimmen, Kayak fahren, reiten oder wandern. Für letzteres bietet sich zum Beispiel der Vulkan San Pedro mit 3020 m an. Wem das nach den Partynächten zu anstrengend ist, der kann wie wir auf die „Indian Nose“ ausweichen. Hierbei handelt es sich um einen Berg, der mit etwas Fantasie dem Gesichtsprofil eines liegenden Maya gleicht – hier zu sehen über dem Boot:indian noseDer höchste Punkt, die Nasenspitze, liegt auf etwas mehr als 2200 m über NN. Das Besondere ist, dass man von der Indian Nose den kompletten See und gleich sieben Vulkane in der Umgebung bestaunen kann.

Wer wie wir zum Sonnenaufgang oben sein möchte, startet die Tour von San Pedro um 4 Uhr morgens. Viele Tour Operator bieten entsprechende Ausflüge an (wir buchen bei Salvador Tours und bezahlen 125 GTQ p.P. inklusive zweistündiger Wanderung zurück bis San Pedro). Mit einem Shuttle fährt man zunächst eine halbe Stunde lang in das Dorf Santa Clara, von wo aus man die Wanderung beginnt. Diese führt erst ein kleines Stück flach durch Maisfelder und schließlich den steilen Berg hinauf. Es ist zwar anstrengend, dauert insgesamt aber nur 30 – 40 Minuten. Oben angekommen, beginnt es langsam zu dämmern und man kann die grandiose Aussicht schon erahnen.Sunrise Lago AtitlanVulkaneLago Atitlan Sunrise

Und auf einmal beginnt einer der Vulkane zu rauchen. Ausgerechnet Fuego, der erst vor Kurzem ausgebrochen ist und leider viel Unheil im Land angerichtet hat. Zu sehen rechts hinten im Bild:

Fuego fuego raucht

Nach einer Tasse Kaffee, die uns auf dem Gipfel zum Sonnenaufgang serviert wird, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Dieser führt uns nicht wieder nach Santa Clara, sondern direkt bis San Pedro und dauert etwa zwei Stunden. Währenddessen streifen wir wieder durch Maisfelder, den Wald und durch Kaffeeplantagen.Rückweg San Pedro

Zurück im Hostel geht es nach dem Frühstück direkt wieder ins Bett. Doch das Aufstehen in der Nacht und der steile Aufstieg hat sich unserer Meinung nach gelohnt – es war definitiv einer der schönsten Sonnenaufgänge, die wir bisher gesehen haben!


Nach fast einem Monat verlassen wir Guatemala wieder, um uns auf den Weg nach El Salvador zu machen, wo wir am kommenden Wochenende meine Eltern treffen werden. Der Lago Atitlan war, zusammen mit Tikal, mein persönliches Highlight des Landes!

enjoy your journey!

2 Kommentare

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert