Faszination Äthiopien: Einreise in Addis Abeba und 16 Stunden Zittern

Nach Uganda und Kenia ist Äthiopien nun das dritte Land in Afrika, das wir auf unserer Weltreise erkunden möchten. Viele Mythen ranken sich um dieses ostafrikanische Land, das auf eine Jahrtausend alte Geschichte zurückblicken kann. Angaben zufolge war es bereits über 3 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung besiedelt und wird deshalb als die „Wiege der Menschheit“ bezeichnet. So hat sich eine Kultur entwickelt, die auf dem Kontinent einmalig ist. Vier UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten, von der eine sogar die sagenumwobene Bundeslade beherbergen soll, warten darauf, entdeckt zu werden. Unser erster Weg führt uns in die pulsierende Hauptstadt im Zentrum des Landes, die Heimat für etwa fünf Millionen Menschen ist: Addis Abeba.

Kein leichter Start

Von Mombasa kommend, erreichen wir am späten Abend den Flughafen der Hauptstadt. Was uns noch bevorsteht, ist die Einreise in Addis Abeba und das damit verbundene Beschaffen der Visa. Laut des Auswärtigen Amts ist dies für deutsche Staatsbürger bei Ankunft am Flughafen von Addis Abeba möglich. Als wir nach kurzer Wartezeit zum Schalter gebeten werden und den fälligen Betrag von 50 US-Dollar pro Person mit der Kreditkarte zahlen wollen, schüttelt der Mann nur den Kopf: „Card machines no working!“ Gut, das ist jetzt nichts, was uns aus der Ruhe bringen könnte. Da wir kein Bargeld bei uns tragen, sage ich dem Beamten, dass ich schnell zum Bankautomaten um die Ecke husche und dort US-Dollar abhebe. Er schüttelt erneut den Kopf. Am Automaten könne man nur Birr, die äthiopische Währung, abheben und die akzeptieren sie für das Visum nicht. Hmm… Ich ziehe den letzten Joker, der mir einfällt und schlage vor: lokale Währung abheben und bei der Wechselstube in USD tauschen. Da zuckt der Herr nur mit den Schultern. Während Markus bei den Schaltern wartet, eile ich zu einer der beiden Wechselstuben und frage nach. „No, not possible. We do not give US-Dollars.“ Ein kurzer Test am Bankautomat bestätigt dann auch die Tatsache, dass dieser nur Birr ausgibt. Ich überbringe Markus die Nachricht und eile nochmal zurück zur zweiten Wechselstube. Der Herr dahinter spricht etwas besseres Englisch und kann mir erklären, dass es am gesamten Flughafen nicht möglich ist, an US-Dollar zu kommen. Soll hier bei der Einreise in Addis Abeba für uns also schon alles vorbei sein?

Zurück am Schalter gebe ich die Info an die Beamten weiter. In der Zwischenzeit hat sich unser Fall nämlich unter ihnen rumgesprochen, aber weiterhelfen kann uns trotzdem keiner. Alle scheinen gleich ratlos. Auf Markus Frage, ob wir denn jetzt zurück ins Flugzeug steigen sollten, können sie nur unbeholfen lachen. Mittlerweile versuchen wir seit über einer Stunde, eine Lösung zu finden. Irgendwann signalisieren uns die Beamten, wir könnten ja doch einmal die Kreditkartenmaschine probieren. Klappt natürlich… nicht! Es vergeht bestimmt eine weitere halbe Stunde, bis ein Vorschlag kommt: sie stellen uns eine ID-Karte aus, mit der wir den Flughafen verlassen dürfen. Sobald wir genügend US-Dollar auftreiben konnten, kommen wir zurück, um die Visa zu bezahlen. Bis dahin behalten sie unsere Reisepässe…

Reisepässe abgeben? Es gibt wohl nicht viel Schlimmeres, was einem Reisenden passieren kann. Aber an diesem Abend sehen wir keine andere Möglichkeit. Zähneknirschend überreichen wir der Immigrationsbehörde also unsere Pässe, dann dürfen wir gehen. Zwei Stunden nach der Landung entdecken wir immerhin unser Gepäck recht schnell. Nicht so allerdings unseren Fahrer, der uns ins Hotel bringen soll. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ein anderer Mann bietet uns kurzerhand seine Fahrdienste an. Als wir bereits in seinem Auto sitzen und er die Hoteladresse nochmal prüft, stellt er fest, dass es weiter ist als angenommen und er uns doch nicht fahren kann. Wir steigen also wieder aus und laufen dabei unserem offiziellen Hotelfahrer direkt in die Arme – ein Licht am Ende des Tunnels! Nach einer halben Stunde erreichen wir endlich das Brooklyn Hotel Addis Ababa im Norden der Stadt. Immerhin das war eine gute Wahl und das Bett ist an diesem Abend ein wahrer Segen.

no passport

Auf großer Mission

Das einzige Ziel am nächsten Tag: unsere Pässe wieder bekommen! Nachdem es mir auch bei der nationalen Bank nicht möglich war, US-Dollar zu bekommen, erlösen uns letztendlich drei deutsche Reisende. Diese haben noch ausreichend Dollar bei sich, sodass wir mit ihnen tauschen können. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle! Na dann – wieder auf zum Flughafen. Von Minute zu Minute werde ich unruhiger und als wir das Terminal betreten, spüre ich, dass ich leicht zittere. Den Trubel um mich herum nehme ich heute nur am Rande wahr. Seit etwa 16 Stunden kreisen meine Gedanken nur um die eine Frage: Werden wir unsere Pässe jemals wiedersehen?

Wie uns gesagt wurde, suchen wir im Terminal das Passport Lost Office der Immigration und schildern dort unseren Fall. Einziger Kommentar der Dame: „You have 100 USD?“ Angespannt überreiche ich das Geld. Und tatsächlich: im Gegenzug erhalten wir unsere Pässe zurück. Das Bangen hat nach 16 Stunden endlich ein Ende und wir beschließen, mit Addis Abeba noch einmal ganz bei Null zu beginnen. Es kann nur besser werden und wir sind mehr als gespannt auf die kommenden vier Wochen in diesem interessanten Land. In unserem nächsten Artikel stellen wir dir die Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba vor.

enjoy your journey!

5 Kommentare

  1. Oh je, dann ist ja nochmal alles gut geworden.
    Euch Beiden eine entspannte Zeit und immer schön den Pass festhalten.
    Liebe Grüße aus der Rhön
    Edda

    1. Hallo Edda, ja, machen wir künftig! Und wenn möglich, in Zukunft wieder das E-Visa, das man schon im Voraus mit der Kreditkarte bezahlen kann 😀 Grüße aus Addis!

  2. Wow, da habt Ihr ja echt ein Abenteuer hinter Euch.
    Ich wäre wahrscheinlich leicht panisch geworden.
    Ich wünsche Euch noch viele wundervolle Eindrücke und eine gute Weiterreise.

    Liebe Grüße aus Mannheim

    Denise

    1. Ja, allerdings. Ein Abenteuer, auf das wir gerne hätten verzichten können… Naja, aber seit das überstanden ist, gefällt uns Äthiopien sehr gut 🙂 Wir schicken viele Grüße nach Mannheim, in die Fast-Heimat! Lisa und Markus

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