Faszination Äthiopien: Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba

Nachdem wir das negative Erlebnis unserer Einreise in Addis Abeba abgehakt haben, wollen wir in Äthiopien nochmal bei Null beginnen. Bei unserer Unterkunft, dem Brooklyn Hotel Addis Ababa, buchen wir einen Tagesausflug, den wir uns selbst aus verschiedenen Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba selbst zusammenstellen können. Wir entscheiden uns für:

  • Mount Entoto mit Entoto Maryam Church, Museum und Palast von Menelik II.
  • Shiro Meda Markt
  • St. George Kirche
  • Red Terror Martyrs Memorial Museum

Andere beliebte Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba, die wir selbst nicht besucht haben, sind beispielsweise das Äthiopische Nationalmuseum, das Ethnologische Museum oder der Merkato.


Mount Entoto mit Kirche, Palast und Museum (Eintritt: 200 Birr p.P.)

Der Mount Entoto ist sozusagen der Hausberg von Addis Abeba, was in der Amtssprache Amharisch übrigens „Neue Blume“ bedeutet, und erreicht als Spitze des Entoto-Gebirges etwa 3200 Höhenmeter. Von unserer Unterkunft müssen wir nur etwa 20 Minuten fahren, um ihn zu erreichen. Auf dem Weg nach oben bin ich beeindruckt von ein paar drahtigen Frauen, die mit bloßer Muskelkraft Unmengen an Feuerholz auf ihren Rücken tragen.

Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba
Eine Frau trägt Feuerholz auf ihrem Rücken, Bildquelle: https://www.menschenfuermenschen.de/spendenshop/produkt/gruener-ofen/ ; Abruf am 07.03.2019

Oben angekommen, besuchen wir zunächst das kleine aber feine Entoto Museum, das zum Beispiel Kleidung und Alltagsgegenstände der einstigen Herrscher von Äthiopien zeigt. Aber auch Olympische Medaillen, die von den äthiopischen Sportlern an die Kirche gespendet worden sind, finden hier ihren Platz. Die Führung mit dem Guide, der erstaunlich gutes Englisch spricht, ist sehr kurzweilig und lehrt uns einiges über die großen Herrscher. Von besonderer Bedeutung in der Geschichte des Landes sind u.a. Menelik I, der etwa 970 vor Christus die Bundeslade aus Jerusalem gestohlen und nach Äthiopien gebracht haben soll, Menelik II, der mit seiner Kaiserin Taytu 1886 Addis Abeba gründete und zur Hauptstadt ernannte sowie Haile Selassie: „Lion of Judah“ und Messias für die Rastafari-Anhänger. Im Anschluss umrunden wir die farbenfrohe, äthiopisch-orthodoxe Entoto Maryam Kirche, die sich gleich neben dem Museum befindet. Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba Entoto Maryam Church

Sie ist verschlossen, da das Gebet im Inneren bereits begonnen hat, wie wir hören können. Auch ein anderer Gläubiger hat es nicht mehr rechtzeitig geschafft und betet deshalb alleine auf der Vorstufe der Kirche. Weiter unten verrate ich dir noch mehr über den Glauben und die Traditionen während der Fastenzeit.
Mann betet vor Entoto Maryam church

Nachdem wir die Kirche umrundet haben, setzen wir unseren Spaziergang fort zum ehemaligen Palast von Kaiser Menelik II und der Kaiserin Taytu. Eine Mitarbeiterin unseres Hotels begleitet uns und übersetzt die Erklärungen des Führers im Palast, der kein Englisch spricht. Mein erster Gedanke: mit einem Palast, wie man ihn sich vorstellt, hat das optisch wenig gemein. Das Hauptgebäude wirkt eher wie eine große, rustikale Scheune. Dennoch stellen wir fest, dass die Gemäuer, die Böden und auch das Dach unvorstellbar gut erhalten sind. Dabei befindet sich der Palast noch im Originalzustand und ist schon 136 Jahre alt – älter als die Stadt Addis Abeba.

Interessanter Fun Fact an dieser Stelle: Die Zeitrechnung in Äthiopien entspricht nicht der unseren. Äthiopien ist 8 Jahre und 8 Tage hinter unserer Zeit.

Entoto Palast

Auf dem Weg zurück Richtung Stadt, erhaschen wir einen kurzen Blick vom Mount Entoto auf Addis Abeba. Der Grund, warum Menelik II. und seine Frau Taytu die Stadt Addis Abeba am Fuße des Bergs errichten ließen: der Dame war es auf dem Berg schlicht und ergreifend zu kalt.
Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba Blick vom Entoto


Shiro Meda Markt

Ganz bewusst haben wir uns im Voraus für den Shiro Meda Markt entschieden und nicht für den riesigen Merkato. Während der Merkato mit mehreren km² Fläche als der größte und chaotischste Markt von Afrika gilt und alles von Lebensmitteln bis chinesischer Plastikware bietet, findet man auf dem Shiro Meda ausschließlich Traditionelles – und das zu niedrigeren Preisen.

Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba Shiro Meda Markt
Traditionelle Kleidung auf dem Markt Shiro Meda, Quelle: https://addisfortune.net/articles/in-style-with-traditional-clothes/; Abruf am 07.03.2019

Der Markt erstreckt sich entlang einer befahrenen Straße. Besonders Stoffe, Kleidung und Accessoires wie Tücher, Schals oder Gürtel wird man hier finden. Bei der Preisverhandlung macht es sich wieder bezahlt, dass wir eine Einheimische an unserer Seite haben.


St. George Kirche und Museum (Eintritt: 100 Birr p.P.)

Wir sind zufällig zu einer besonders spannenden, religiösen Zeit in Äthiopien: zur Fastenzeit. Für die große Anzahl an orthodoxen Christen im Land bedeutet das: nur eine Mahlzeit am Tag, Verzicht auf jegliche tierische Produkte und mindestens ein dreistündiges Gebet pro Tag. Als wir zur St. George Church kommen, dürfen wir Zeuge werden, wie sich die Gläubigen allmählich zum bevorstehenden Mittagsgebet einfinden. Sobald der Gebetsruf erklingt, werden die Türen der Kirche verschlossen und niemand darf mehr ein- oder austreten. So haben wir Glück, dass wir noch ein paar Minuten Zeit haben, um die Kirche vor offiziellem Gebetsbeginn zu besichtigen. Bevor wir uns nähern, leiht mir unsere Begleitung ihr weißes Tuch, mit dem sie mich verhüllt. Denn Hosen sind eigentlich ein Tabu, wenn man als Frau in die Kirche geht. Lisa st george church Von außen mag die St. George Church unspektakulär wirken, doch im Inneren gibt es wirklich einiges zu entdecken. Bevor wir eintreten, tun wir es den Einheimischen gleich und ziehen unsere Schuhe aus. Das achteckige Gebäude hat mit einer heutigen europäischen katholischen Kirche nichts gemein. Für Männer und Frauen gibt es getrennte Eingänge und Gebetsräume. Auf steinernen Stufen oder dem Teppichboden kniend, beten sie zur Mitte der Kirche, wo riesige Gemälde hängen. Man sieht die Heilige Maria, aber auch die Szene der Krönung von Haile Selassie, die genau in dieser Kirche stattfand. Nachdem wir das Achteck einmal umrundet haben, ist es an der Zeit für uns zu gehen. Das Gebet naht. Drei Stunden lang werden die Gläubigen dann an Ort und Stelle verharren, oft abgestützt auf einen speziellen Stock. Obwohl erlaubt, haben wir auf Fotos im Inneren verzichtet, um die Betenden nicht zu stören. Auf dem Vorplatz zeigen sich weitere, uns fremde Akte des Glaubens: Steinmauern und -stufen werden kniend mit der Stirn berührt oder geküsst, ebenso wie Tücher an kleinen Altaren.


Red Terror Martyrs Memorial Museum (Eintritt: frei, um Spenden wird gebeten)

Zum Abschluss besuchen wir das Red Terror Museum am Meskel Square von Addis Abeba. Eintritt wird keiner verlangt, aber um Spenden wird gebeten. Dafür steht am Ende ein gläserner Kasten bereit. Das Museum thematisiert die Schreckensherrschaft und Massenmorde unter dem sozialistischen „Derg-Regime“ nach dem Sturz des Kaisers Haile Selassie in den 70er und 80er Jahren. Erst im Jahr 2010 wurde das Museum als Gedenkstätte von einer Mutter errichtet, deren vier Kinder innerhalb eines Tages ermordet wurden.
red terror aussen
Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba Schild

Der Mitarbeiter dort weist uns kurz an, wo die Ausstellung beginnt und in welche Richtung wir uns bewegen sollen. Eine geführte Tour wird uns nicht angeboten. Schon im ersten Raum ist man sofort mitten im Geschehen, viele Hintergrundinfos bekommt man keine. Es empfiehlt sich daher, sich etwas in die Thematik einzulesen, bevor man das Museum besucht. Ansonsten fällt es schwer, die Zusammenhänge zu verstehen. Anfänglich werden Bilder der Machtübernahme des Dergs (einer Militär-Gruppierung aus anfänglich 120 Personen) und der währenddessen andauernden Hungersnot gezeigt. Schon jetzt sind die gezeigten Schwarz-Weiß-Fotos erschreckend.

red terror hunger

Im nächsten Raum ist die Wand verkleidet mit Porträtfotos von Menschen, die als Staatsfeinde galten. Diese wurden verfolgt, gefangen genommen und gefoltert. Die entsprechenden Folterutensilien wie Zangen und Peitschen sind in einem Glasschaukasten ausgestellt.

Red Terror Wall

Noch erschreckender und nichts für schwache Nerven: in einem kleinen Raum finden einige Opfer ihre letzte Ruhe. In Glasvitrinen in der Wand sind deren Knochen und Schädel aufbewahrt. Teilweise konnten diese identifiziert und einem Foto zugeordnet werden. Doch man findet auch unzählige Knochen und Schädel in den Schaukästen, die unidentifiziert aus den Massengräbern geborgen wurden. Im Hauptraum sind in Glassäulen ebenso Kleidungsstücke ausgestellt, die man aus der Erde geholt hat.red terror glaskasten

Erst Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre endete die Schreckensherrschaft der Derg-Gruppierung, die bis dahin finanziell von der Sowjetunion unterstützt worden war. Wie viele Menschen dem Regime zum Opfer gefallen sind, ist unklar – die Angaben reichen bis zu der schockierenden Zahl von mehreren Millionen.


Unser Fazit: Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba

Es bietet sich an, ein paar Tage in der äthiopischen Hauptstadt zu verbringen – sei es nur, um das Land etwas besser kennenzulernen oder um sich nach Ankunft zu akklimatisieren. Aber auch die Sehenswürdigkeiten von Addis Abeba sind definitiv einen Besuch wert. Beeindruckt waren wir besonders von der christlich-orthodoxen Art des Betens und dem Red Terror Museum.

enjoy your journey!

3 Kommentare

  1. Hallo Lisa – hallo Markus ! In dem hier gesendeten Beitrag in Form von beeindruckenden Bildern und den dazu gehörenden Kommentaren ,kann man (ich) nur erahnen
    welche schreckliche Zeit die Bevölkerung durchstehen musste .
    Bleibt gesund und weiterhin Spaß und Erfolg auf Eurer Tour . Ps.: Euer Fritz Walter ist in aller Munde .

    1. Hallo Klaus, hallo Ingrid! Ich hoffe, es geht euch genau so gut wie uns – oder noch besser 🙂 Äthiopien ist ein sehr beeindruckendes Land, reich an Kultur und Geschichte. Dass Fritz Walter in aller Munde ist, freut uns sehr zu hören!! Bis bald, Lisa und Markus

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