„More paddle! More power!“: Mein erstes Mal auf dem Surfbrett

Heute soll es soweit sein: ich werde das erste Mal einen Surfkurs in Bocas del Toro machen. Einer der Punkte unserer „Big Wish List„. Dabei weiß ich nicht mal so genau, warum das eigentlich mein Wunsch ist. Denn:

  1. Ich bin weder Snowboarder, noch Skater, noch Waveboarder oder sonst etwas in der Art. Wenn ich Bretter unter den Füßen habe, ist es Winter und es sind zwei.
  2. Ich würde sagen, Wasser ist nicht so mein Element. Ich habe schon immer großen Respekt vorm Meer, vor Strömungen und rauen Wellen.

Tauchschule La Buga Isla Colón – Surfkurs in Bocas del Toro

Perfekte Voraussetzungen, oder? Trotzdem möchte ich es einfach mal versuchen. Ganz unvoreingenommen und ohne große Erwartungen. So informiere ich mich auf der Isla Colón, Panama, über die verschiedenen Möglichkeiten und entscheide mich für einen dreistündigen Anfängerkurs. Man muss es ja nicht gleich übertrieben. Die Wahl fällt auf La Buga Dive Center & Surf School.  Nicht weit von der Bootanlegestelle entfernt, fällt La Buga und das dazugehörige La Buguita Restaurant & Bar zunächst wegen des coolen Designs ins Auge. Alles scheint sehr gepflegt und ist liebevoll bunt gestaltet. Auch die Mitarbeiter sind sympathisch und scheinen mir kompetent.

Surfkurs in Bocas del Toro: La Buga Surfboards
La Buga Surfboards

Um 9 Uhr morgens ist dort Treffpunkt und ich erfahre, dass sich außer mir noch drei weitere Teilnehmer zum Kurs angemeldet haben. Die erste halbe Stunde verbringen wir auf der Terrasse und widmen uns der Theorie. Unser Lehrer Manu erklärt uns die Begebenheiten des Ozeans, wie eine Welle zustande kommt, wie man richtig auf dem Board liegt und paddelt, wann der richtige Moment zum Aufstehen ist usw. Übrigens sei Paddeln das A und O und wir würden heute 99% unserer Zeit mit Paddeln beschäftigt sein. Der Muskelkater ruft schon!

Gegebenheiten des Surfspots Black Rock

Anschließend zeichnet uns Manu eine Skizze des heutigen Surfspots auf: der sogenannte Black Rock im Karibischen Meer vor der Isla Carenero. Gut geeignet für Beginner, da die Wellen nicht so hoch sind. Sagt man. Es gibt dort zwei Zonen: Die eine ist ruhig, ohne Wellen und daher heute unsere Safety Zone. Unser bester Freund sozusagen. Die andere Zone ist eine Art Kanal, durch den die Wellen peitschen. Hier wird gesurft. Am Ende diesen Kanals ragen hohe spitze Felsen aus dem Wasser. Daher der Name Black Rock. Bedeutet also: wer vom Board fällt, die Kontrolle verliert und nicht mehr aus dem Kanal kommt, wird nach einiger Zeit von den Wellen gegen die Felsen geschleudert. Nicht gut. Nun wird mir doch etwas mulmig zumute.

Es folgen Sicherheitsinstruktionen wie:

  • nach einem Sturz beim Auftauchen unbedingt den Kopf vor den scharfen Spikes am Board schützen
  • vom Board springen, um zu bremsen, falls du unkontrolliert auf eine Person im Wasser zufährst
  • schnell untertauchen, falls eine Person unkontrolliert auf dich zufährt
  • und das Wichtigste: nach dem Surfen immer so schnell es geht aus dem Wellenkanal seitlich in die Safety Zone paddeln

Anschließend machen wir Trockenübungen auf dem Boden der Terrasse. Jeder legt sich nacheinander aufs Board und übt die Aufstehbewegung: erst paddeln, dann Hände neben die Brust, auf die Füße hochdrücken, zuerst den hinteren, dann den vorderen Fuß nach vorne bringen – fertig! Profis machen das wohl mit einem Sprung, aber für Anfänger ist es einfacher, die Füße nacheinander aufs Board zu stellen, erklärt uns Manu. Nun gut, an Land ist das eigentlich relativ easy – es kann losgehen!

Let’s go surf! – Surfkurs in Bocas del Toro

Nachdem jeder mit einem passenden Surfshirt ausgestattet worden ist, steigen wir mit unseren Boards ins Motorboot und fahren etwa 10 Minuten zum Spot. Vom Boot springen wir direkt ins Wasser, wir befinden uns etwa 100 Meter vom Strand entfernt und das Wasser ist hier 5-6 Meter tief. Zumindest müssen wir also nicht erst rauspaddeln, um gute Wellen zu erwischen. Manu ruft immer einen der Teilnehmer zu sich in den Wellenkanal, während die anderen drei in der ruhigen Zone auf dem Board liegend warten.

Nun bin ich das erste Mal an der Reihe und paddle zu Manu. Ich sehe die ersten Wellen schon kommen, Manu bringt mich in die richtige Position und schreit mir hinterher: Paddel, paddel, paddel! Das tue ich, aber irgendwie bekomme ich nicht genügend Tempo drauf, dass mein Board zu schweben beginnt. Und so schwappt auch die zweite und dritte Welle unter mir durch, ohne dass ich einen Aufstehversuch wagen kann. Immerhin liege ich noch auf dem Board und wurde nicht runtergeschleudert. Ich rette mich also erstmal in die Safety Zone.

Warten auf die perfekte Welle
Warten auf die perfekte Welle

Zweiter Versuch: Manu erklärt, ich müsse unbedingt mehr paddeln, bräuchte mehr Power und mehr Tempo. Als die Welle kommt, paddle ich also kräftiger und diesmal spüre ich den Moment: die Welle bricht, mein Board beginnt förmlich auf dem Wasser zu schweben und ich drücke meinen Körper nach oben. Tatsächlich schaffe ich es, die Füße leicht versetzt hintereinander aufs Board zu stellen. Ich stehe! Zwar halte ich mich mit meinen Händen noch rechts und links am Board fest, aber immerhin stehe ich auf beiden Füßen! Dann lässt langsam der Speed nach, damit wird das Board instabil und ich falle recht sanft ins Wasser. Hey, das war cool! Beim nächsten Mal schaffe ich es bestimmt, freihändig zu stehen…

Dritter Versuch: Ich paddle hochmotiviert los, doch schon bricht eine riesige Welle über mir zusammen und schleudert mich vom Board. Ich tauche unter und schütze augenblicklich meinen Kopf. Es dauert einige Sekunden, bis ich wieder auftauchen kann. Doch ich habe keine Chance, an der Oberfläche einen tiefen Luftzug zu holen, denn schon bricht die nächste Welle auf mich ein. Dies geht 4-5 Mal so. Manu schreit aus der Ferne, ich solle mich am Board festhalten. Das versuche ich auch so gut es geht. Dann endlich eine Pause, in der keine Wellen mehr kommen und ich schaffe es mit letzter Kraft, mich in die Safety Zone zu paddeln. Irgendetwas stimmt nicht, ich sehe total verschwommen. Dann merke ich: ich habe eine Kontaktlinse verloren. Puh, ich brauche erstmal eine Pause!

Beim nächsten Versuch bin ich nun ziemlich nervös. Ich habe Angst, wieder frühzeitig vom Board geschleudert zu werden und wieder in die „washing machine“ zu geraten, wie Manu die brechenden Wellen nennt. Doch es läuft besser und ich schaffe es sogar wieder, mich aufs Brett zu stellen.

Als dann aber ein anderes Boot sechs weitere Surfer zu unserem Spot bringt, die nun alle dicht beieinander auf die Wellen warten, wird mir noch mulmiger zumute. Ich habe Angst, dass man sich jetzt gegenseitig verletzt. Schließlich habe ich mein Brett absolut nicht unter Kontrolle. Daher setze ich ein paar Runden aus und beobachte das Spektakel aus der Sicherheitszone. Auch den anderen Kursteilnehmern scheint es fürs Erste zu reichen. Den zwei Kanadiern ist ohnehin schlecht, da sie wohl zu viel Salzwasser geschluckt haben.

Daher sind wir alle irgendwie froh, als das Motorboot auftaucht, um uns abzuholen. Erstmal durchschnaufen. Ich bin total k.o. Zurück bei La Buga schenkt mir der Kokos-Banane-Ananas-Smoothie neue Kräfte.

Fazit – Surfkurs in Bocas del Toro

Der Moment, in dem man das erste Mal auf dem Brett steht und zu schweben scheint, ist schon irgendwie magisch. Ein wirklich cooles Gefühl. Aber für mich überwiegen nach meinem erstem Mal leider die anderen Gegebenheiten: Der Respekt vor dem Meer, vor hohen Wellen, die Angst, sich zu verletzen und zu ertrinken. Wasser war und wird einfach nie mein Element sein. Daher ist Surfen nicht das richtige für mich. Trotzdem bin ich froh, dass ich die es gewagt und die Erfahrung gemacht habe. Ob es ein zweites Mal geben wird? Ich glaube eher nicht.

Surfkurs in Bocas del Toro

P.S.: Ich rate jedem, sich vorm Surfen großzügig an den Waden, der Rückseite der Oberschenkel und dem Po mit Sonnenmilch einzucremen. Ihr sollt nicht so enden wie ich. Zwei Tage nicht sitzen zu können ist unlustig.

enjoy your journey!

 

 

6 Kommentare

  1. Du hast es versucht und kannst es abhaken?. Ich habe mich garnicht erst getraut und bin gleich dazu übergegangen vom Liegestuhl?? aus zuzuschauen. Aber auch da…. Sonnenschutz nicht vergessen!!

  2. Cool, dass Du es gemacht hast!! Ist ja auch egal, ob man nun surfen kann oder nicht. Ausserdem war das ja nur eine Form des Surfens ….. :)) Viel Spass noch die letzen beiden Wochen, liebe Grüße Robert

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